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OVH spielte die Carmina Burana
Burscheider beim Sommerfestival in Andechs
Burscheid. Der Orchesterverein Hilgen (OVH) ist kürzlich von seiner Konzertreise zum Kloster Andechs am Ammersee bei München zurückgekehrt. Dort führten die Musiker - zusammen mit den ortsansässigen Chören - in vier Vorstellungen Carl Orffs ”Carmina Burana” unter der Leitung von Anton Ludwig Pfell im jeweils mit knapp 700 Zuhörern voll besetzten Florianstadl auf.
Der Kontakt zum Kloster Andechs entstand über Dieter Schweikart, Sänger am Kölner Opernhaus, wo der OVH in den beiden Spielzeiten 1997 und 1998 Serge Prokofjews musikalisches Märchen ”Peter und der Wolf” unter der Leitung von Johannes Stert, Kapellmeister am Kölner Opernhaus, aufführte.
Sowohl Dieter Schweikart als auch Johannes Stert, der ja von 1990 bis 1999 den OVH dirigierte, besuchten die Vorstellung im Kloster Andechs.
Besonders erfreut war man über den Besuch von Liselotte Orff, Witwe des 1982 verstorbenen Komponisten, der auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin in der Kirche dieses Klosters begraben wurde.
(Westdeutsche Zeitung, 09.08.2000)
Hilgener Orchester in Andechs
Der Orchesterverein Hilgen 1912 e.V. ist von einer Konzertreise zum Kloster Andechs am Ammersee bei München zurückgekehrt. Dort stand - gemeinsam mit fünf ortsansässigen Chören - in vier Vorstellungen Carl Orff's "Carmina Burana" unter der Leitung von Anton Ludwig Pfell im jeweils mit knapp 700 Zuhörern vollbesetzten Florianstadl auf dem Programm. "Der Kontakt zum Kloster Andechs entstand über Dieter Schweikart, Sänger am Kölner Opernhaus, wo der Orchesterverein Hilgen in den beiden Spielzeiten 1997 und 1998 Serge Prokofjews musikalisches Märchen ‚Peter und der Wolf‘ unter der Leitung von Johannes Stert aufführte", so Pressewartin Inka Klewinghaus.
Sowohl Dieter Schweikart als auch Johannes Stert - Kapellmeister am Kölner Opernhaus - besuchten die Veranstaltungen im Kloster Andechs. Ebenfalls unter den Besuchern war Klaus Schneider, ehemaliger Generalmusikdirektor der Bergischen Sinfoniker an den Theatern Remscheid und Solingen und Dirigat-Lehrer des Chorleiters Anton Ludwig Pfell. Als besonderer Gast lauschte Liselotte Orff, Witwe des 1982 verstorbenen Komponisten, dem Spiel der Hilgener. Carl Orff wurde 1895 in München geboren. 1934 entdeckte Orff die 1847 im Druck erschienene "Carmina Burana" aus dem zwölften Jahrhundert. Aus den über 250 Liedern wählte der Komponist einige Texte aus und verknüpfte sie mit mitreißenden Rhythmen. In den Carmina Burana fand Orff seine eigene musikalische Sprache, die bis heute begeistert. Die 1937 uraufgeführten Carmina Burana begründen Orffs Erfolg und zählen zu seinen populärsten Werken.
(Wochenpost, 9.8.2000)
Die Andechser Herausforderung
Carmina Burana – Fünf Chöre, hartes Training und ein jubelndes Publikum
Andechs – Fünf Chöre drängten sich auf der Bühne, Anton Ludwig Pfell sprang in den Takt, Paukenschläge rissen den vollen Florianstadl aus der Sonntagabend-Lethargie – kurzum: die Carmina Burana geriet selbst bei der rein konzertanten Fassung zu einem rechten Spektakel. Wieder trat jener Geniestreich Carl Orffs, mit dem er seinen Ruhm früh begründete, einen weiteren Siegeszug an. Volksnah sind die eingängigen Lieder zum Frühlingserwachen, Trink- und Liebeslust: Am Ende drehte sich Gesamtleiter Pfell zum tosenden Publikum und intonierte gemeinsam ein “Tempus est iocundum”.
Selten gespielt wurde die erst 1995 uraufgeführte Fassung von Juan Vicente Mas Quiles bisher, das Blasorchester läuft Gefahr, die Chöre zu übertönen. Am Wochenende steuerte ein buntes Sänderaufgebot dem entgegen: Die Andechser Chorgemeinschaft (Pfell), der Carl-Orff-Chor Marktoberdorf (Andreas Herrmann), der Chor des Carl-Orff-Gymnasiums Unterschleißheim (Dorothea Hartmann), die Evangelische Kantorei Herrsching (Christa Edelhoff-Weyde / Johannes Schüssel), der Kinderchor Wolfratshausen (Joshita Kinosita) und der Orchesterverein Hilgen Burscheid (Thomas Brezinka) hatten gute Vorarbeit geleistet. Pfell konnte in frappierend kurzer Zeit ein rasantes Stück zur Aufführung bringen. Hartes Training und jede Menge Körpereinsatz des Dirigenten steckten hinter den korrekten Einsätzen, hinter den Paukenschlägen der Aussagekraft.
So wie Bilder und Worte einst Carl Orff 1934 beim ersten Anblick der Liederhandschriften überfielen, so überfiel auch die Andechser Menge die elementare Musikkraft: klare Dur-Moll-Harmonik, ostinate Technik, breite Klangflächen, simples Strophenlied und dröhnendes Schlagwerk. Die mächtige Chorgemeinschaft meisterte die Orff’schen Pausen, die lyrischen Momente und musikalische Ekstasen. Der Bläsersatz gab gerade dem munteren “Tanz” eine ganz eigene Note, der Kinderchor verlieh nicht nur bei “Tempus est iocundum” eine über Orff hinausgehende Dialektik.
Hallendes Glockengeläut, kokette Schellen, imposante Fanfaren, reitende Rhythmen setzten die Klangakzente, der famos sterbende Schwan lamentierte ironisch in bestem Falsett (Bariton: Simon Pauly), satter Tenor (Luca Martin) und breit gefächerter Sopran (Bettine Kampp) illustrierten die Tavernen- und Liebesszenen. Der angedachten Heiterkeit des Chores stand die alles ummantelnde Statik der O-Fortuna-Hymne gegenüber. Dass trotz der bombastischen Passagen die Sänger nicht die Beweglichkeit verlieren, war die Andechser Herausforderung. Sie wurde mit dem aufbrandenden Applaus schon während des letzten Tones quittiert.
(Münchner Merkur, 18.07.2000, Freia Oliv)
Fünf Chöre für ein glanzvolles Fortuna
Auf hohem Niveau: Anton Ludwig Pfells Interpretation von Carl Orffs “Carmina Burana”
Andechs. Es war, mit einem Wort, ein überwältigendes Konzert, das man mitten in das Festival “Orff in Andechs" platziert hatte. Mit den “Carmina Burana” stand eine Komposition auf dem Programm, mit der, nach Carl Orffs Worten, seine gesammelten Werke erst beginnen. Vom Start weg waren die Carmina ein Riesenerfolg und sind heute einer der weltweiten Klassikhits. Hier liegt zugleich die Gefahr einer Überstrapazierung: Dem allzu Gewohnten Spannung und Unmittelbarkeit zu verleihen ist eine heikle künstlerische Aufgabe.
Anton Ludwig Pfell gelang Spannung schon durch seine Wahl der Fassung. Neben den beiden Versionen für Symphonieorchester beziehungsweise zwei Klaviere und Schlagwerk gibt es eine Fassung für Symphonisches Blasorchester von Juan Vicente Mas Quiles, deren Entstehung Orff noch persönlich abgesegnet hatte. Im Orchesterverein Hilgen 1912 hatte Pfell das ideale Ensemble für sein Vorhaben gefunden.
Die über 60 Musiker, allesamt Amateure oder Nachwuchsprofis, agierten mit bemerkenswerter Präzision und hohem musikalischen Können. Und der Dirigent forderte sein Orchester, machte keine Zugeständnisse hinsichtlich Tempo und Dynamik. Schöne Klangfarben im Piano, gute solistische Instrumentalleistungen und ein Forte, wie man es sich nur wünschen kann, machten diese “Carmina" zu einem außerordentlichen Hörerlebnis. Einer solchen massiven Klangfülle musste ein entsprechend kraftvoller Chor entgegen gesetzt werden. Rund 150 Sänger aus fünf Chören hatte Anton Ludwig Pfell ins Florian-Stadl nach Andechs eingeladen und zu einer beeindruckend homogenen Leistung zusammengefügt.
Überhaupt war es eine Freude, dem Dirigenten Pfell bei der Arbeit zuzusehen, wie es ihm gelang, die über 200 Musiker mit Begeisterung und Freude und einer keinen Augenblick ermüdenden Konzentration bei der Stange zu halten. Gegen so geballte musikalische Kraft hatten es die drei Gesangssolisten ein wenig schwer.
Doch Bettine Kampp (Sopran), Luca Martin (Tenor) und Simon Pauly (Bariton) gelang es, in ihren kleinen Parts Akzente zu setzen. Die Leistung aller Künstler wurde am Ende vom Publikum euphorisch bejubelt. Das zugegebene “Fortuna" hatte auch beim dritten Mal nichts von seiner Wucht, seiner Spielfreude verloren. Das ohrenbetäubende, präzise Fortissimo dürfte einigen Zuhörern einen Schauder über den Rücken gejagt haben.
(Süddeutsche Zeitung, 17.07.2000, Andre Krellmann)
Flötentöne eines Bayern in Burscheid
Orchesterverein importierte den Meister
Künstler sind anders als normale Menschen. Der Beweis dafür wurde am Wochenende angetreten. Diesmal in Burscheid. Normale Menschen waschen wochenends nämlich ihr Auto oder mähen zumindest den Rasen. Vielleicht starten sie auch in die Sommerferien oder beobachten das Bier bei der Kühlung für die abendliche Grillparty. Burscheider Künstler - Musiker vor allem - taten nichts von dem, sondern packten ihre Instrumente und pilgerten in die Aula der Friedrich-Goetze-Hauptschule: Den Kopf voll verrückter Ideen, ließen sie sich zwei Tage lang von einem Bayern herumkommandieren. Proben nennt man das. Warum nur, in aller Welt, haben die das gemacht? Die Antwort kennt nur der Orchesterverein Hilgen.
“Di, di, di - diddeldiddeldam”, ruft Dirigent Anton Ludwig Pfell, ”da liegt die Synkope!" Und nun möge das Orchester pointiert dagegen steuern, bitte schön. Und die Piccoloflöten bitte “ganz scharf”. Der 50-jährige Anton Pfell ist aus Andechs am Ammersee angereist. Vom heiligen Berg, Heimstatt des berühmten Benediktinerklosters Andechs mit seinem ebenso bekannten Klosterbräu der starken Sorte, ist er herab gestiegen, um nach Burscheid zu eilen. So, als ob es im weiß-blauen Ursprungsland der Blasmusik keine Bläser mehr gäbe. “Das ist alles eine Frage der Qualität”, sagt Talentsucher Pfell. Die Burscheider wurden ihm über die Kölner Oper empfohlen. Seit 19 Jahren ist er in Andechs der verantwortliche Kirchenmusiker.
“Ta, ta, tam", dirigiert Pfell mit pointierter Sprache und knapper Gestik, “die Trompete ist ein bisschen zu laut, zu dominant. Blasen Sie halt in den Boden rein." Und an alle: “lhr seid doch erfahren genug, dass es genügend Tricks gibt." Lachen. Schließlich ist man just zum zweiten Male “Bestes Deutsches Blasorchester" geworden. Schritt für Schritt wird die Partitur durchgearbeitet.
In Regensburg hat der Andechser Pfell mit dem Studium des Orgelfaches begonnen. Unter anderem lernte er beim bundesweit geschätzten Prof. Klaus Schneider aus Remscheid. Seine erste Begegnung mit bergischer Mentalität. Pfell, der zeitweise mit einem Ensemble der Bayerischen Staatsoper auf vielen Musikveranstaltungen gastiert, dirigierte auch weltliche Werke, darunter - “unter chaotischen Bedingungen", so Pfell - “La Traviata" in Rumänien.
“Duddeldiddel-tam", fordert Pfell, “ich brauche ein eingestrichenes F. Denken Sie an eine kleine Explosion.": “Herr Haas, Sie wollten was sagen?” Günter Haas lacht nur: “Ich höre erstaunt zu." Der Orchesterverein-Posaunist und -Chef ist zufrieden. Die Chemie zwischen Dirigent und Orchester stimmt. Schließlich muss sich Burscheids sinfonisches Vorzeige-Blasensemble am 14. und 15. Juli in Andechs mit fünf Gesangschören, Soloinstrumenten und -stimmen zu einem Ganzen formieren, und zwar im Florian-Stadel. Die Festhalle unterhalb der Klosterkirche fasst 700 Besucher.
“Tamtara-tam-diddeldum", verlangt der Dirigent, “jetzt will ich die 16tel Noten hören. Und danach spielen wir den ganzen Abschnitt." Und jetzt hat's auch der letzte Kiebietz begriffen: Das Extregato aus Carmina burana von Carl Orff (1895 bis 1982). “Orff in Andechs" heißen die jährlichen Festspieltage zu Ehren des in München geborenen Komponisten. Und der Orchesterverein ist mit von der Partie. Pfell, der zuvor schon die Akustik der Aula bewundert hat: “Hochachtung vor der künstlerischen Leistung des Orchesters. Da steckt eine straffe Organisation hinter." So sind sie - die Künstler.
(Kölner Stadtanzeiger, 3.7.2000, Timm Gatter)
“Immer etwas empfinden”
OVH probte “Carmina burana" für Orff-Festival auf Kloster Andechs
Burscheid. Kaum eine Komposition des 20. Jahrhunderts wird wohl so häufig aufgeführt wie die beliebte “Carmina Burana" von Carl Orff. Die Umsetzung durch die Chorgemeinschaft Burscheid und den Chor Germania in Leichlingen unter der Leitung von Thomas Honickel am 13./14. Mai dürfte den Zuhörern noch lebhaft im Gedächtnis geblieben sein.
Nun hat sich auch der Orchesterverein Hilgen (OVH) aus Anlass des Carl-Orff -Festivals in Andechs am Ammersee des Werkes angenommen. Die Transkription für Symphonisches Blasorchester schuf Juan Vicente Mas Quiles gerade einmal vor drei Jahren; eine bisher noch relativ selten aufgeführte Variante.
Am Samstag nun war Anton Ludwig Pfell, seit 19 Jahren Kirchenmusiker des Klosters Andechs und Gesamtleiter der Aufführung, zu einer Probe in die Friedrich-Goetze-Hauptschule gekommen. “Wir müssen Rhythmus, Töne und Takt haben, aber versucht am Ende immer etwas dabei zu empfinden, das ist wichtig", ermunterte er die jungen Musiker.
Mit kleinen Anekdoten zum Leben und Werk Orffs lockerte er die Übungen auf und stellte sofort einen guten Draht zu den Musikern her. Sehr zufrieden zeigte er sich mit dem gut vorbereiteten Orchester, für das ein solch langes Stück (etwa eine Stunde dauert es) doch eine neue Herausforderung darstellt.
Eine Woche vor den Aufführungen (14./15./16. Juli) wird der OVH nach Herrsching reisen, um vor Ort die letzten Feinheiten herauszuarbeiten und zusammen mit den 170 Sängerinnen und Sängern verschiedener Chöre der Region zu proben. Schon seit Februar sind die “Carmina-Burana"-Aufführungen im Florian-Stadl, einem ehemaligen Stall des Klosters, mit seinen 600 Sitzplätzen ausverkauft.
1992 veranstaltete man dort zum zehnten Todesjahr von Orff, der im Kloster selbst begraben liegt, erstmals ein musikalisches Festival mit seinen Werken, das nun alljährlich seine beliebte Fortsetzung findet - neben zahlreichen weiteren musikalischen Aufführungen das gesamte Jahr hindurch.
Eine tolle Sache für den OVH, der sich nicht nur über die Erweiterung seines Repertoires freuen kann, sondern auch über interessante neue Kontakte, die sich sicherlich ergeben werden.
(Westdeutsche Zeitung, 3.7.2000, Susanne Gippert)
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