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So klingt und tanzt und spielt das Leben
Musikalische Erinnerungen leben auf
Orchesterverein Hilgen holt Preis des Deutschen Orchesterwettbewerbs
Ernüchterung – und der Schatz geballter Energie
Blasmusikblog von Alexandra Link
Blasmusik nahe dem Wahnsinn
Nach zwölf Jahren hat das Orchester wieder Titelhunger
Anspruchsvolles und zeitgenössisches Programm
Ein bischen Tatort mit Orchester
Ein Konzert, das die Zuschauer verzaubert
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Hier finden Sie die Presseartikel über den Orchesterverein aus dem Jahre 2016. Rechts können Sie die verschiedenen Anlässe direkt auswählen.


Westdeutsche Zeitung, Ausgabe vom 13.01.2016, Von Ekkehard Rüger

So klingt und tanzt und spielt das Leben

Der OVH feiert als Teil des belgischen Gastspiels „En avant, marche!“ einen furiosen Erfolg beim Schauspiel Köln.

Das Leben ist ein Bühne: der OVH und das belgische Ensemble bei der Probe im Depot 1 in Köln-Mülheim. Foto: Nicole Haase

Burscheid/Köln. Da stehen sie nun auf der Probebühne des Kölner Schauspiels in Mülheim und schütteln den Kopf. 29 Musiker des Orchestervereins Hilgen (OVH) sollen am Abend an der Premiere der Tanztheaterproduktion „En avant, marche!“ mitwirken. Jetzt ist es Nachmittag und das Kopfschütteln dient dem Test, ob die Größe für die weinroten Uniformhüte richtig gewählt ist.

Als wenig später die Probe auf der Bühne des Depots 1 beginnt, bleibt OVH-Dirigent Timor Chadik nur übrig, die eigene Kamera auszupacken und das Geschehen aus den Publikumsrängen für die Erinnerung festzuhalten. Zwei Monate hat er die geforderten vier Stücke mit seinem Orchester geprobt. Jetzt muss er das Heft des Handelns seinem Kollegen Steven Prengels und Tourmanager Steve De Schepper überlassen.

Die Atmosphäre ist konzentriert und doch gelöst. Seit das belgische Ensemble und die Burscheider Musiker am Tag zuvor das erste Mal gemeinsam geprobt haben, ist klar, dass die eigenwillige Kombination funktionieren kann: Überall, wo die international erfolgreiche Produktion aus Gent gastiert, sichert sie sich die Mitarbeit örtlicher Blasmusiker, die dann minutiöse Anweisungen zur Vorbereitung erhalten. Denn mit dem Musizieren allein ist es nicht getan: Die Bläser sind Teil der Inszenierung, sie müssen bei ihren Auftritten im wahrsten Sinn mitspielen.

Im Zeitlupentempo auf die Bühne

Der erste Testlauf gilt Edward Elgers „Nimrod“. Bevor das Stück beginnt, strömen die Musiker erst einmal aus der Fassadenkulisse im Hintergrund nach vorne auf die Bühne, im Zeitlupentempo, wie aus der Welt gefallen. Dann erklingen die ersten Töne, das Licht ändert sich, es ist wie ein Erwachen, ein Anfang, der Neubeginn des Lebens.

Bei Verdis „Mohrensklaven“ aus der Oper „Aida“ wird es noch schwieriger. Das Orchester zieht beim Spielen in versetzten Zweierreihen einem Lindwurm gleich über die Bühne und schließlich durch die Fassade wieder hinaus. Timing, Schrittgröße, Abstände – alles muss passen.

Größte Herausforderung aber ist Jacques Nicolas Lemmens’ Komposition „Fanfare“. In zwei Reihen stehen sich die OVH-Musiker an den Bühnenrändern gegenüber. Dort verfolgen sie zunächst eine grandiose Tanzszene, müssen sich dann schräg zum Publikum ausrichten und ohne Dirigent loslegen, während das Ensemble weitertanzt.

An welchem Gesamtwerk der OVH beteiligt ist, erschließt sich den Musikern nicht. Das komplette Stück bekommen sie nicht zu Gesicht, geprobt werden nur die Auftritte des Blasorchesters. Und da verlangt das Theater mitunter etwas anderes als der Konzertsaal. Ist der OVH schon jemals aus der Probe mit dem Hinweis entlassen worden, er spiele etwas „zu schön“ und möge am Abend „nicht ganz so perfekt“ klingen?

Fantastischer Hauptdarsteller Wim Opbrouck

Knapp zwei Stunden später aber fügt sich alles zu einem melancholischen Fest des Lebens. Dabei ist es doch der Tod, der immer wieder den Ton angibt und den an Kehlkopfkrebs erkrankten Posaunisten eines Blasorchesters schon an die Becken verbannt hat. Aber wie sich der fantastische Hauptdarsteller Wim Opbrouck gerade noch röchelnd auf dem Boden windet und seine Korpulenz dann wieder zu atemberaubender Leichtigkeit aufschwingt, so bäumt sich das Leben immer wieder auf gegen den nahenden Abschied: mal gierig und maßlos, fast irre, mal zärtlich und traurig.

Was ist der Einzelne, was das Ensemble? Reißen wir Lücken, wenn wir gehen, oder schließt sich alles im Strom des Lebens? Davon erzählt kein Handlungsstrang, davon erzählen Szenen, Melodien, Lieder, Tänze, Momentaufnahmen – mitreißende Collage einer Liebeserklärung an ein Leben, das unter die Haut geht.

Am Ende setzt der OVH noch einmal an, „Jupiter“ von Gustav Holst. Aus dem Off war gerade noch die Stimme von Leonard Bernstein zu hören, dann beginnt das Spiel. Wieder ändert sich das Licht, wieder liegt ein Anfang in der Luft. Der Ausklang: offen. Das Leben gibt nicht auf.

Aufgeben will auch nicht das Kölner Publikum. Die einstudierte Choreografie des Verbeugens reicht nicht aus, das Klatschen und die Jubelrufe nehmen kein Ende. Noch einmal werden alle nach vorne geholt, es gibt herzlichen Applaus der belgischen Profis für die Burscheider Gastmusiker. Auch auf der Bühne des Lebens hat sich der OVH bewährt.


Westdeutsche Zeitung, Ausgabe vom 24.01.2016, Von Jennifer Preuß

Musikalische Erinnerungen leben auf

Altenzentrum und OVH starten eine Konzertreihe, bei denen es nicht nur ums Zuhören geht. Auch zum Mitmachen werden die Senioren motiviert.

Die OVH-Musiker musizieren im Aufenthaltsraum des Evangelischen Altenheims. Die Bewohner zeigen großes Interesse. Foto: Doro Siewert

Burscheid. Senioren sind nicht so leicht zu beeindrucken. Mitgeklatscht wird nur, wenn es auch wirklich gefällt. Ein hartes Stück Arbeit wartet auf Annette Willuweit und die Klarinettisten vom Orchesterverein Hilgen, Wolfgang Neu, Guido Simon, Stefan Heider und Martin Mudlaff, bei ihrem Auftritt im Altenzentrum.

Der Saal ist voll, die Erwartungen sind hoch. Nicht nur Bewohner des Altenzentrums haben sich versammelt. Nachbarn und Angehörige sind auch gekommen. Qualitätsbeauftragte Christa Glaubitz schaut in die Runde. „Die Planungen für die Konzerte liefen seit einem Jahr. Wir freuen uns, dass es heute endlich losgehen kann“, sagt sie. „Die Burscheid-Stiftung ermöglicht es uns immer wieder, wunderbare Sachen zu machen.“

Mittlerweile ist der Platz vollends ausgenutzt. Mehr Stühle passen nicht hinein. „Ich habe gehört, das Lied ,Kein schöner Land’ können Sie im Schlaf singen“, ergreift Annette Willuweit das Wort. „Wir wollen Erinnerungen wecken, die in Ihrem Herzen schlummern.“

Oft blickt die Moderatorin bei derartigen musikalischen Projekten in kindliche Gesichter. Sie hat sonst ein junges Publikum vor sich, das beschäftigt werden will. Aber auch an diesem Nachmittag soll es nicht nur was für die Ohren geben. „Am Brunnen vor dem Tore“ können die Senioren auch ohne Zettel mitsingen. Was in der Kindheit gelernt wurde, ist noch so frisch im Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen. „Oh schön“, lautet ein Zuruf aus dem Publikum nach dem Berceuse aus „Four by four“ von Ronald Hanmer und „Eine kleine Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart.

Die Musik macht die Bewohner neugierig

Immer wieder bleiben Besucher und Bewohner vor der Glastür des großen Saals stehen. Sie schauen durch das Fenster, um zu sehen, wo denn die feine Musik herkommt. Die Klarinettisten verstehen ihr Handwerk, auch wenn das Notenblatt im Eifer des Gefechts schon mal verrutscht.

Annette Willuweit lächelt ihre Zuschauer an. Nun gilt es. Zum Sitztanz will sie sie motivieren. Erst machen die Zuschauer bei der Probe zögerlich mit, sie klatschen und winken. Besser läuft es, als die Musik ertönt. Leises Gekicher ist zu hören. Es ist im Saal warm geworden. Ein Bewohner kauft sich ein Wassereis und zeigt es mit einem Strahlen der Pflegerin. Er freut sich über die Musik. Genau wie Efi Störmann, eine Nachbarin des Altenzentrums. „Es ist sehr schön. Die Leute hören zu und machen kein Radau“, sagt sie. „Das Altenzentrum bietet den Bewohnern wirklich viel an.“ In der Pause wird Wasser ausgeschenkt, um den Stimmbändern einen Gefallen zu tun. Gerda Beyer nimmt einen kräftigen Schluck. „Bis jetzt gefällt es mir gut. Aber ich dachte, wir singen mehr. Vielleicht kommt das ja noch.“

Christa Paas schwelgt in Erinnerungen. „Mein Vater konnte sehr gut singen. Er war Tenor“, erzählt sie. Klar, dass sie an der gemeinsamen Singstunde teilnimmt.

Als die Pause endet, reicht Annette Willuweit einigen Zuschauern ein mit Sand gefülltes Plastikei. Zum Schütteln, was allerdings planlos und jenseits des Taktes geschieht. Vor allem beim gelungenen Vorspiel der „West Side Story“ von Leonard Bernstein stört das Geschüttel den Musikgenuss. „Einige sind eingenickt. Sie mussten beschäftigt werden“, mutmaßt Efi Störmann am Ende des Konzertes. Ihr hat es jedenfalls gefallen. Sie würde wiederkommen.

Dieses Urteil hört Annette Willuweit nun öfter. Mit ihrem charmanten Lächeln hat sie die Gunst der Zuschauer gewonnen. „Es hat total viel Spaß gemacht“, sagt die Moderatorin erleichtert. „Ich habe in viele fröhliche Gesichter gesehen. Die Heimbewohner musizieren sehr gerne.“

Auf eine gelungene Premiere der Konzerte „Kein schöner Land“ blickt auch OVH-Vorsitzender Martin Mudlaff zurück. „Ich hatte erst überlegt, wie viele Leute wohl kommen würden. Und wie das besondere Publikum wohl reagieren wird. Ein so engagiertes Publikum habe ich nicht erwartet.“


Orchesterverein Hilgen holt Preis des Deutschen Orchesterwettbewerbs

Von Redaktion am 4. Mai 2016

Foto: Deutscher Musikrat

Burscheid Genau 23,6 Punkte erspielte sich der Orchesterverein Hilgen 1912 e.V. beim Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm in der Kategorie Blasorchester. Genug, um sich einen Platz unter den Preisträgern zu sichern. Insgesamt 22 Orchester und Ensembles erreichten eine Punktzahl von 23 oder mehr Zählern, von insgesamt 25 möglichen. Für ihre hervorragenden Leistungen werden die Gruppen mit dem Preis des Deutschen Orchesterwettbewerbs belohnt.

Der Deutsche Orchesterwettbewerb, ein Projekt des Deutschen Musikrates, findet alle vier Jahre statt. Austragungsorte seit seiner Gründung im Jahr 1986 waren bislang Würzburg, Berlin, Goslar, Gera, Karlsruhe, Osnabrück, Wuppertal und Hildesheim. Der DOW umfasst einen Etat von rund 1,1 Mio. Euro. Die Grundfinanzierung wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen ergänzende Leistungen der gastgebenden Stadt, des Bundeslandes, der Teilnehmer und der Volksbanken und Raiffeisenbanken als Förderer. Schirmherr des Deutschen Musikrates ist Bundespräsident Joachim Gauck.


Ernüchterung – und der Schatz geballter Energie

Von Ekkehard Rüger , 4. Mai 2016

Beim Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm erreicht der OVH Platz drei. Der Enttäuschung darüber wollen nicht alle Musiker Raum geben.

Ekkehard Rüger, Bild 1 von 2
Nach der Bekanntgabe: Timor Chadik diskutiert die Wertung mit den Mitgliedern des OVH.

Ulm/Burscheid. Das Vorfeld von Juryentscheidungen gehört den Spekulationen. Wie ticken die Juroren, welches Detail sagt etwas aus oder auch nicht, wie sind ausbleibende oder stattfindende Anrufe zu bewerten? Am Montag erhält der Orchesterverein Hilgen (OVH) nach seinem Wertungsauftritt beim Deutschen Orchesterwettbewerb keinen Anruf, am Dienstagmorgen anderthalb Stunden vor Bekanntgabe des Ergebnisses dann doch: die Einladung zum Preisträgerkonzert am Abend. Ist das ein Hinweis auf den Sieg beim Wettbewerb?

Nein, ist es nicht. Das erfahren die Blasmusiker wenig später. Die 23,6 Punkte sind nach der Wertungseinteilung zwar ein „hervorragender Erfolg“, aber zwei Orchester waren nach Einschätzung der Jury noch hervorragender: die Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein, knapp zehn Kilometer von Ulm entfernt, und die Stadtkapelle Bad Griesbach, die niemand so recht auf dem Schirm hatte. Titelverteidiger Wangen landet diesmal auf Platz vier.

Auch die Nachbetrachtung von Juryentscheidungen gehört den Spekulationen. Wie qualifiziert ist das Urteil der fünf Juroren? Welche Interessenlagen hatten Einfluss auf die Entscheidung? Muss das Reglement hinterfragt werden? Letzteres tut die Stadtkapelle Wangen in Form ihres Vorstands Markus Jörg.

Umstrittene Erhöhung der Profiquote vor dem 9. Wettbewerb

„Wir sind nicht unglücklich. Das Ergebnis ist völlig in Ordnung“, sagt er. Aber er kritisiert dann doch, dass der Deutsche Musikrat als Ausrichter vor dem 9. Wettbewerb die maximale Profiquote von zehn auf 20 Prozent erhöht hat. Manches finanzstarke Orchester könne sich dadurch verleiten lassen, die führenden Stimmen mit Profis zu besetzen und dafür eigene Kräfte zu Hause zu lassen. Das widerspreche dem Amateur- und Vereinsgedanken.

In den OVH-Reihen bedarf es einiger Zeit, bis die Reflexionen über die Entscheidung nicht allein von Enttäuschung und Frust bestimmt sind. OHV-Dirigent Timor Chadik, beim vorgeschalteten Landeswettbewerb in Baden-Württemberg selbst in der Rolle des Jurors, kann die Wertung von Ulm nicht nachvollziehen. Auf Landesebene hatte Sieger Wangen noch vor Blaustein gelegen.

Hilgener sagen das Konzert am Abend in Ulm ab

Eine Reaktion der Hilgener auf das Ergebnis steht auf dem Marktplatz im Schatten des Rathauses und des Ulmer Münsters schnell fest: Sie sagen das Preisträgerkonzert für den Abend wieder ab. Einerseits sorgt für Unverständnis und weitere Spekulationen, dass der Sieger Blaustein trotz der Nähe zu Ulm kein spielfähiges Orchester mehr zusammenbekommt. Andererseits haben die nach dem emotional packenden Wettbewerbsvortrag jetzt wieder ernüchterten Hilgener schlicht keine Lust mehr. „Und wenn wir keine Lust haben, spielen wir schlecht.“ Das wäre für die als Vortrag gewünschte und extrem schwierige Komposition „Dionysiaques“ von Florent Schmitt eine extrem schlechte Voraussetzung.

Bisher, und auch das gehört zur Betrachtung von Ulm, hatte der OVH im Rahmen des Wettbewerbs aber immer große Lust, die auch belohnt wurde. Das hat seit der Blasorchester-Premiere 1988 zu zwei vierten, drei ersten, einem zweiten und jetzt einem dritten Platz geführt. Eine bessere und konstantere Bilanz hat kein anderes deutsches Blasorchester vorzuweisen.

Ohnehin sind in einem vielstimmigen Orchester auch die Sichtweisen auf den Wettbewerb vielstimmig. „Niemand hat ein Anrecht auf den ersten Platz“, sagt beispielsweise Klarinettist Wolfgang Neu. Und der junge Schlagzeuger und Musikstudent Dustin Koch (23), der schon bei Claudio Puntins Auftragskomposition „Mondnah und Herzfremd“ mit seinem Vibrafonspiel im Zentrum des Orchesters den Eindruck vollkommen unbeschwerter Musikbegeisterung vermittelte, wischt angesichts der beglückenden Erfahrung des Ulmer Auftritts alle Schatten beiseite: „Jedes Orchester hat seinen eigenen Stil und die Bewertung ist Geschmackssache. Aber davon lasse ich mir diese 30 Minuten geballter Energie nicht nehmen.“


Blasmusik
Blasmusikblog von Alexandra Link

6 Fragen an Timor Oliver Chadik zur Teilnahme des Orchestervereins Hilgen am DOW 2016

24. April 2016, Alexandra Link

Weiter geht es in der Reihe „6 Fragen an…“ mit den Antworten von Timor Oliver Chadik vom Orchesterverein Hilgen:

Wie und wann hat sich Dein Orchester für den DOW qualifiziert? Was waren die Voraussetzungen zur Teilnahme am DOW?

„Wir haben uns am 27.09.2015 durch den Gewinn des Landesorchesterwettbewerbes NRW in Duisburg für den DOW qualifiziert. Die Voraussetzungen waren, dass man auf jeden Fall über 23 Punkte haben muss und den 1. Platz belegt, damit man sich direkt für den DOW qualifiziert. Ein Angleichen aller Wettbewerbsordnungen auf Länderebene wäre hierbei für den kommenden DOW wünschenswert, da die Voraussetzungen in den Ländern und damit verbunden die Mindestpunktzahl für die Qualifikation zum DOW zurzeit unterschiedlich ausfallen. Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit auch in Hinsicht auf die sogenannten Optionsorchester wäre das zu empfehlen.“

Mit welchen Werken tretet ihr in Ulm beim DOW an und warum hast Du für Dein Orchester gerade diese Werke ausgesucht?

„Neben dem Pflichtwerk „Suite voor Harmonieorkest“ haben wir uns für zwei Werke ganz unterschiedlichen Charakters und zeitlicher Herkunft entschieden. Das Erste haben wir extra für den DOW bei Claudio Puntin, einem bekannten Schweizer Jazzklarinettisten und Komponisten, in Auftrag gegeben. Claudio hatte bereits vor einigen Jahren als Solist ein Projekt mit dem OVH. Wir wollten mit dieser Auftragskomposition auch einen Beitrag im Sinne einer Repertoireerweiterung für die Blasmusik leisten. Außerdem ist eine Uraufführung, wie wir finden, gerade beim DOW sehr passend. Das zweite Werk, welches gespielt wird, ist ein richtiger Klassiker des Repertoires und zählt für mich zu den schwersten Werken des Genres: „Dionysiaques“ von Florent Schmitt. Wir werden in Ulm die ursprüngliche Instrumentierung des Werkes spielen. Dabei ist es spannend zu erleben, wie teilweise ganz anders die Klänge im Blasorchester gesetzt sind, was sicherlich auch mit der umfangreichen und großangelegten Instrumentation zu tun hat. Die Kombination beider Werke, das Traditionelle und das Zeitgenössische, ist unglaublich spannend.

Ich möchte an der Stelle doch allgemein ein Wort zu den Pflichtwerken verlieren, dies verbunden mit einem Wunsch für den kommenden DOW. Dem Beispiel der letztes Jahr in Deutschland stattgefundenen Europäischen Meisterschaft der Brass Bands folgend, welche als Pflichtwerk extra eine neue Komposition bei Rolf Rudin in Auftrag gegeben hatte, würde ich es mir für den kommenden DOW wünschen, dem Beispiel zu folgen und ein Werk eines deutschen oder deutschsprachigen Komponisten auszuwählen. Es muss sicherlich aufgrund des finanziellen Aufwandes nicht gleich eine Auftragskomposition sein, für den DOW würde eine entsprechende Wahl jedoch sicherlich das Profil des Wettbewerbes schärfen und unsere eigene Szene in Deutschland stärken.“

Was ist Dir in der Wettbewerbsvorbereitung besonders wichtig und wie bereitest Du Dein Orchester ganz speziell auf diesen wichtigen Wettbewerb vor?

„Wir bereiten uns für den Wettbewerb nicht speziell anders vor. Mit dem DOW haben wir jedoch einmal ein neues und schon länger angedachtes Modell der zeitlichen Abfolge von Satz-, Register- und Tuttiproben getestet. Wir haben an den Anfang der Vorbereitung für den DOW zu Beginn des Jahres ganz bewusst 3 – 4 Wochen lang ausschließlich Satz- und Registerproben gesetzt. Es wurde hierbei anfangs in einzelnen Sätzen und Stimmen unterteilt geprobt, danach die Register zusammengeführt und erst danach Tuttiproben angesetzt. Wir wollten die technisch schweren Stellen vor den Tuttiproben zu 90 Prozent erledigt haben, um sich in den Gesamtproben dann wirklich auf das rein Musikalische und Klangliche konzentrieren zu können.“

Welchen Stellenwert haben Wettbewerbe und Wertungsspiele einmal für Dich selbst und andererseits für die Musikerinnen und Musiker in Deinem Orchester?

„Für mich persönlich ist ein Wettbewerb oder ein Wertungsspiel einfach eine andere Art des Konzertes. Man hat weniger Zeit, einen musikalischen Bogen zu spannen und eine anspruchsvolle und spannende Programm- und Literaturauswahl zu treffen. Darin liegt für mich die Herausforderung. Und das versuche ich auch dem Orchester zu vermitteln.“

Was spricht Deiner Meinung nach generell für Wertungsspiele bzw. Wettbewerbe, was dagegen?

„Wertungsspiele halte ich für die Orchester eine sehr positive Sache. Man bekommt durch eine fachkundige Jury ein externes Bild auf sein eigenes Orchester, quasi eine zweite Fachmeinung. Wettbewerben gegenüber habe ich persönlich doch ein sehr zwiespältiges Verhältnis. Für mich ist der Wettbewerbsgedanke, das Vergeben von Punkten und Platzierungen, in Kombination mit dem Gedanken von musikalischem Genuss und der in der Musik so wichtigen Offenheit und Nichtfasslichkeit ein wenig widersprüchlich. Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein System, nachdem man Platzierungen und Ränge wie im Sport vergeben kann. Ein Umstand, der es jeder Jury in einem Wettbewerb das Werten und Bewerten an sich wirklich schwer macht.“

Mit welchen Erwartungen gehen Du und Deine Musikerinnen und Musiker nach Ulm?

„An erster Stelle: tolle Werke aufführen zu können und gute Musik zu machen. Für uns steht das Konzerterlebnis, das Erlebnis des Klanges und das gemeinsame Musizieren im Vordergrund. An zweiter Stelle freuen wir uns auf die Konzert- und Musikbeiträge der anderen teils gut befreundeten Orchester. Und danach schauen wir einfach mal, was am Ende des Tages dabei herauskommt.“

Über den Orchesterverein Hilgen 1912 e. V.

Der Orchesterverein Hilgen 1912 e. V. (OVH) ist eines der führenden sinfonischen Blasorchester Deutschlands. Mit seiner Arbeit etabliert er die Sinfonische Blasmusik als eine von Farbenreichtum und Instrumentenvielfalt geprägte Besetzungsform weit jenseits der Militär- und Volksmusik. Den Schwerpunkt der Orchesterarbeit bildet die klassische und moderne Ernste Musik. Neben der Darbietung geeigneter Arrangements von Werken für Sinfonieorchester leistet der OVH durch Uraufführungen und Kompositionsaufträge einen großen Beitrag zur Bereicherung des zeitgemäßen Blasorchesterrepertoires. Dabei bleibt das Orchester flexibel und widmet sich zu verschiedensten Konzertanlässen auch anderen Genres wie der Film- oder Unterhaltungsmusik sowie Kinder- und Jugendprogrammen und bietet so spannende Projekte – anspruchsvoll und unterhaltend.

Seine Wurzeln hat der OVH im Bergischen Land östlich von Köln in dem 1876 in Burscheid gegründeten Oelberger Musikverein Eintracht. Bis auf den heutigen Tag haben die Bläser ihren Sitz in Burscheid und proben hier mit bis zu 70 Musikern. Auf dieser Tradition fußend zeigt sich der OVH heute als zeitgemäßes Konzertorchester.

Wichtige Höhepunkte der jüngeren Orchestergeschichte waren die in 1997 und 2002 unternommenen Konzertreisen nach Brasilien, 1997 und 1998 zehn Aufführungen von „Peter und der Wolf“ im Opernhaus Köln mit anschließender CD-Aufnahme und vier Aufführungen der „Carmina Burana“ im Kloster Andechs am Ammersee im Rahmen der Carl-Orff-Festspiele 2000. In den Jahren 1996, 2000 und 2004 wurde der OVH dreimal in Folge bestes deutsches Blasorchester beim Deutschen Orchesterwettbewerb des Deutschen Musikrats. Im Mai 2008 gewann der OVH den internationalen Orchesterwettbewerb EOLIA in Straßburg in der höchsten Kategorie mit gleich drei ersten Preisen für Orchester und Dirigent Johannes Stert. Beim Deutschen Orchesterwetbewerb 2012 in Hildesheim konnte der OVH den 2. Platz erringen und gewann die Sonderwertung “zeitgenössische Musik”. Im Mai 2013 gab es einen ersten Preis mit großer Auszeichnung beim “Concours Européen HaFaBra” in der Luxemburger Philharmonie.

Über Timor Oliver Chadik

Timor Oliver Chadik

Timor Oliver Chadik wurde 1976 geboren. Er studierte bei Prof. Dr. Hermann Dechant und Prof. Peter Falk an der Musikhochschule Würzburg. Er schloss sein Diplom im Jahr 2000 und die anschließende Meisterklasse im Jahr 2002 mit Auszeichnung ab.

Nach seinem Studium war er an der Oper Dortmund engagiert, zuletzt als 2. Kapellmeister. Als Gastdirigent leitete er u.a. die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Ludwigshafen, die Philharmonie Südwest in Siegen, die Nürnberger Symphoniker, die Kammerphilharmonie in Budweis sowie das Prime Philharmonic Orchestra in Dej Jeong, Südkorea.

Im September 2006 trat er in die Bundeswehr ein und war seitdem als stellvertretender Chef beim Luftwaffenmusikkorps 3 Münster eingesetzt. In der ersten Jahreshälfte 2007 war er in gleicher Funktion beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr, wo er für die Durchführung der protokollarischen Ehrendienste im Bundeskanzleramt und Bundesministerium der Verteidigung verantwortlich war. Von Juni – Oktober 2010 führte er vertretungsweise als Chef das Heeresmusikkorps 300 Koblenz. Von 2012 – 2015 leitet er als Chefdirigent das Luftwaffenmusikkorps in Münster. Seit Januar 2015 hat Timor Oliver Chadik die BigBand der Bundeswehr übernommen. Er ist damit der 7. Bandleader dieser herausragenden Formation.

Timor Oliver Chadik ist Preisträger beim Internationalen Dirigentenwettbewerb des WMC in Kerkrade und Stipendiat der Richard Wagner Stiftung. Von 2005 bis 2007 wurde er durch das Deutsche Dirigentenforum, einem Förderprogramm des Deutschen Musikrates, gefördert. Ihn verbindet eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Bläserphilharmonie, der Bläserphilharmonie Süd-West und der Bläserphilharmonie Ostwestfalen-Lippe. Er ist regelmäßiger Gastdirigent beim Rundfunk Blasorchester Leipzig.

Ab November 2014 übernimmt Timor Oliver Chadik die musikalische Leitung des renommierten Orchesterverein Hilgen, der u.a. durch den mehrmaligen Gewinn des Deutschen Orchesterwettbewerbes zu den führenden Sinfonischen Blasorchestern in Deutschland zählt.

Ein herzliches Dankeschön an Timor Oliver Chadik für die Beantwortung der 6 Fragen zur Teilnahme des Orchestervereins Hilgen am Deutschen Orchesterwettbewerb 2016.

Der Orchesterverein Hilgen spielt sein Wettbewerbsprogramm am Montag, den 2. Mai um 14.00 Uhr im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm. Auch dem Orchesterverein Hilgen viel Glück und Erfolg beim Wettbewerb!

Der nächste Beitrag erscheint schon morgen, am Montag, mit den Antworten von Oliver Nickel vom Musikverein „Viktoria“ Altenmittlau.


Deutscher Orchesterwettbewerb

Blasmusik nahe dem Wahnsinn

Von Ekkehard Rüger, 19. April 2016

Für Ulm hat der OVH zwei atemberaubende Stücke im Gepäck.

Dirigent Timor Chadik sieht den Orchesterverein bei 90 Prozent seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Foto: Archiv

Leichlingen/Burscheid. Drei Tage haben sie intensiv geprobt, dann am Sonntag eine Art Werkstattkonzert in Leichlingen absolviert – und jetzt sieht Dirigent Timor Chadik den Orchesterverein Hilgen (OVH) bei „90 Prozent seiner Leistungsfähigkeit angekommen“. Aufgabe der verbleibenden zwei Wochen bis zum Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm sei es, die restlichen zehn Prozent zu aktivieren.

Vier Proben bleiben noch bis zum Wettbewerbsauftritt am 2. Mai: zwei in Burscheid und zwei in Ulm. Da wird einige Aufmerksamkeit dem bisher etwas vernachlässigten Pflichtstück „Suite voor Harmonieorkest“ von Bob Vos gelten, mit dessen vier Sätzen der OVH sowohl in Leichlingen begann als auch in Ulm starten wird.

Als „eher traditionell“ beschreibt das Orchester das Werk, „nicht so prickelnd“ findet es der Dirigent. Aber auch die Pflicht will erfüllt sein. Und alles, was dann kommt, prickelt umso mehr. Davon konnte man sich schon in Leichlingen ein Bild machen.

Die Auftragskomposition „Mondnah und Herzfremd“ des Komponisten und Klarinettisten Claudio Puntin ist schon ein atemberaubend komprimiertes Wechselbad der Gefühle und Stimmungen, das sich entwickelt und ausbricht aus einem anfänglichen Klang-Magma der Dissonanzen. Um dafür noch neue Klangfarben beizusteuern, haben sich zwei Tubisten des Orchesters jeweils einen Cimbasso zugelegt, eine Art Mischung aus Tuba und Bassposaune.

Mit Florent Schmitts „Dionysiaques“, für Chadik eines der schwersten Werke überhaupt, die in der Literatur für Blasorchester zu finden sind, begibt sich der OVH dann endgültig an den Rand des musikalischen Wahnsinns. Diese Komposition der irrwitzigen Läufe verlangt zudem eine gigantische Besetzung von nahezu 80 Musikern, darunter allein acht Schlagzeuger. Dass der OVH das Werk am Sonntag erstmals als kompletten Durchlauf spielte, mag man kaum glauben. Für Chadik geht es jetzt darum, gerade bei diesem Finale des Wettbewerbsauftritts neben der weiteren Detailarbeit noch am Gesamtbogen zu feilen.

Ansonsten rückt der Dirigent von jeder Titelfixiertheit ab. Ihm gehe es darum, in Ulm „ein tolles Konzert“ zu spielen. Ob am Ende der OVH, der amtierende deutsche Meister aus Wangen oder das Blasorchester Norderstedt die Nase vorn hat, sei „auf dem hohen Level auch eine Frage der Tagesverfassung. Das hat man nicht mehr in der Hand.“


Nach zwölf Jahren hat das Orchester wieder Titelhunger

Von Ekkehard Rüger, 13. April 2016

Der OVH tritt Anfang Mai beim Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm an – und hat dabei nur ein Ziel vor Augen.

Mit dem Sieg beim Landeswettbewerb legte der OVH unter Leitung von Timor Chadik im September 2015 den Grundstein für die Teilnahme am Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm. Foto: Archiv

Burscheid. Nur keine falsche Bescheidenheit. Hinter die Überschrift seiner Pressemitteilung zum Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm setzt der Orchesterverein Hilgen (OVH) zwar noch ein Fragezeichen. Aber der Text selbst macht schnell deutlich, dass sich die Blasmusiker dieses Fragezeichen im Grunde schon wegdenken. Sie wollen schlicht „zurück auf Platz 1“.

Auftragskomposition als Wettbewerbsbeitrag

Am Montag, 2. Mai, haben sie ab 14 Uhr eine halbe Stunde Zeit, im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm dieses Ziel in die Tat umzusetzen – zwölf Jahre nach dem letzten Titelgewinn. Dann werden die rund 80 Musikerdas Wettbewerbs-Pflichtstück „Suite voor Harmonieorkest“ des Niederländers Bob Vos (1910–1963) spielen, dazu „Dionysiaques“ von Florent Schmitt (1870–1951), das bei den Registerproben schon als „eigentlich unspielbar“ bezeichnet wurde.

Und weil dann immer noch ein paar Minuten Zeit bleiben, hat das Orchester als Sahnehäubchen eine Komposition in Auftrag gegeben. Sie trägt den Titel „Mondnah und Herzfremd“ und stammt aus der Feder des Komponisten und Klarinettisten Claudio Puntin. Mit ihm war der OVH schon mal 2006 im Altenberger Dom aufgetreten. Sein erst im Januar entstandenes Werk arbeitet mit dem Gegensatz von Nähe und Distanz, von Vertrautheit und Fremdheit – durchaus auch inspiriert durch die aktuellen Flüchtlingsdramen.

Schon dreimal – 1996, 2000 und 2004 – konnte sich der OVH den Sieg beim Deutschen Orchesterwettbewerb in der Kategorie Blasorchester sichern. Dann folgten ein Wettbewerbsverzicht und 2012 der um 0,3 Punkte verpasste neuerliche Triumph in Hildesheim.

Alles Geschichte – vor allem für Timor Chadik. Seit anderthalb Jahren ist er der neue Chefdirigent des sinfonischen Blasorchesters, hauptberuflich Bandleader der Big Band der Bundeswehr und jetzt mit der Aufgabe betraut, die Patina der alten Erfolge durch einen neuen Sieg zu beseitigen. „Beim Deutschen Orchesterwettbewerb wird auf technisch sehr hohem Niveau konzertiert – da spielen musikalische Innovation und Überzeugungskraft oft das Zünglein an der Waage. Unser Programm, insbesondere das Werk von Claudio Puntin, ist sowohl für die Musiker als auch für den Dirigenten sehr herausfordernd und passt hervorragend zum Profil des OVH“, blickt er voraus.

Vorbereitungskonzert am Sonntag in Leichlingen

Den letzten Feinschliff sollen die Musiker ab Freitag auf einem Probenwochenende in Oberwesel erhalten. Kaum zurückgekehrt, werden sie am Sonntag ab 16 Uhr als Gast im Rahmen eines Konzerts der Musikschule Leichlingen in der Aula am Hammer die Gelegenheit haben, ihr Wettbewerbsprogramm einer Art Generalprobe zu unterziehen.

Zwei Wochen später, am Samstag, 30. April, startet der Bus am Morgen in Richtung Ulm. Der Aufenthalt ist bis Mittwochmorgen geplant. Denn am Dienstagabend ist noch das Preisträgerkonzert angesetzt. Den Termin hat sich der OVH (keine falsche Bescheidenheit) sicherheitshalber schon mal reserviert.

Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr. Neun Stunden vorher werden die Musiker auf dem Marktplatz erfahren, ob ihre Titel-Mission erfolgreich war. Freud oder Leid können sie dann womöglich auch mit ihrem alten Dirigenten Johannes Stert teilen. Er ist mittlerweile an einer Waldorfschule in Stuttgart beschäftigt und hat sich zumindest für den Wettbewerbsauftritt in Ulm schon angekündigt.


Lokale Informationen, Ausgabe vom 12.04.2016

Anspruchsvolles und zeitgenössisches Programm

Vorbereitungskonzert auf den deutschen Orchesterwettbewerb

Foto: Sabine Schnura

Der OVH möchte in diesem Jahr wieder auf das Siegertreppchen des Deutschen Orchesterwettbewerbs. Vorbereitungskonzert ist in Leichlingen.

Leichlingen/Burscheid (sch) - Der Orchesterverein Hilgen lädt am 17. April, 16 Uhr, unter der Leitung von Timor Oliver Chadik zu einem Vorbereitungskonzert auf den Deutschen Orchesterwettbewerb in die Aula am Hammer ein. Mit rund 80 Musikern wollen die mehrfach preisgekrönten sinfonischen Blasmusiker erneut den Orchesterwettbewerb des Deutschen Musikrats gewinnen. Der findet in diesem Jahr vom 30. April bis 4. Mai in Ulm statt. Der OVH präsentiert sich am 2. Mai, 14 Uhr, mit einem hoch anspruchsvollen, zeitgenössischen Programm, darunter eine Auftragskomposition an Claudio Puntin. Mit einem "inoffiziellen" Probelauf in Leichlingen will sich der OVH auf das Event vorbereiten und das Programm der Öffentlichkeit vorstellen. Puntin ist WDR-Jazzpreis-Träger. Mit diesem Projekt will der OVH wieder einmal das gängige "Blasmusik-Klischee" durchbrechen und frischen Wind bringen.
Nach drei ersten Plätzen in Folge und zuletzt einem zweiten Platz will der Orchesterverein Hilgen (OVH) beim Deutschen Orchesterwettbewerb zurück auf die oberste Stufe des Siegertreppchens. Dabei bleibt das auch international preisgekrönte sinfonische Blasorchester aus Burscheid seinem Selbstverständnis treu, um die Szene mit außergewöhnlichen Originalkompositionen zu bereichern: Extra für den Wettbewerb wurde bei dem Komponisten und Klarinettisten Claudio Puntin (*1965) ein Werk in Auftrag gegeben.


Westdeutsche Zeitung, Ausgabe vom 04.07.2016

Ein bisschen „Tatort“ mit Orchester

Von Marie-Luise Mettlach

serenade-2016

Pünktlich zum Start des Serenadenkonzerts des OVH am Samstagabend in der Kirchenkurve brach die Sonne durch.

Foto: DoroSiewert

Burscheid. Der OVH muss einen guten Draht zum Wettergott haben: Noch eine halbe Stunde vor Beginn seines Serenadenkonzertes in der Kirchenkurve sah es am Himmel noch so aus, als ob es keine „Italienische Nacht“ (so der Titel des Konzertes) geben könnte. Dann aber brach die Sonne durch, und es kamen trotz des scharfwindigen und kalten „Sommerwetters“ so viele Besucher, dass die aufgestellten Stühle kaum reichten.

Wegen des Fußballspiels war das Konzert auf 18 Uhr vorverlegt worden. Den Anfang machte der Nachwuchs: Ulrich Haas weckte bei den Mitgliedern des Junior - Orchesters Spielfreude (auch bei leisen Passagen) und Präzision, vor allem beim Schlagzeug. Das Jugendorchester zeigte anschließend, wie aus frühen Anfängen bald Beachtliches zum Klingen gebracht werden kann. Unter dem ausdruckstarken Dirigat Federico Ferraris faszinierten „Choral and Rock out“ von Ted Huggins, der Rumba „Amor, Amor“ und „Bandfever“. Vereint mit dem OVH gab es den „Baby Elephant Walk“ von Henry Mancini und „Copa Cobana“ von Belley Manilow zu hören, – nun unter der Leitung des Firigenten des OVH, Timor Chadik –, mitreißende Klänge, mitreißend gespielt. Besonderes Lob haben dabei die jungen Schlagzeuger verdient, die sich auch durch das Läuten der Kirchenglocken nicht in ihrem Rhythmus irritieren ließen.

Theateratmosphäre kam in der Kirchenkurve auf

Und dann wurde es tatsächlich noch italienisch; denn der OVH hatte „Sinfonia“ auf dem Programm, einen Querschnitt aus italienischen Opern von Verdi und Bellini, mit Melodien, die man im Ohr hat, aber noch nie in der Besetzung mit Blasorchester erleben konnte. Timor CHadik und seine Musiker versetzten die Zuhörer vom ersten Ton an in eine Opernwelt, die auch ohne szenische Darstellung Theateratmosphäre aufkommen ließ. Dazu trug auch die charmante Moderation von Annette Willuweit bei, die bei ihren kurzen Inhaltsangaben nicht darauf verzichtete, die Opernmorde aufzuzählen, die sich von Stück zu Stück vermehrten: ein bisschen „Tatort“ mit Orchester.

Spannend war es allemal. Es begann mit der Ouvertüre zu „Nabucco“ von Verdi, die den Musikern musikalische Empfindung und technische Qualitäten abverlangt. In“Norma“ von Bellini spielten sie geradezu genüsslich die musikalischen Gegensätze zwischen italienischer Leichtigkeit und Schwere des Schicksals aus. Auf -und abschwellend im ständigen Wechsel von Melodienseligkeit und Trauer dann die Ouvertüre zu Verdis „Die Macht des Schicksals“. Mit dem Königsmarsch aus Verdis „Macbeth“ steigerte sich der OVH in den Schluss des Konzertes hinein, denn auf ihn folgte noch das dreiteilige „Ballett der Hexen“ aus der Oper: ein virtuoses Furioso mit starken Akzenten und Virtuosität in jedem Register.

Den überaus herzlichen Beifall belohnte der OVH noch mit dem jedem wohlbekannten Triumphmarsch aus Verdis „Aida“, in prophetischer Vorausahnung eines Sieges der deutschen Elf – ausgerechnet über Italien.


Westdeutsche Zeitung, Ausgabe vom 03.10.2016

Ein Konzert, das die Zuschauer verzaubert

Von Ursula Hellmann

Der Orchesterverein Hilgen präsentierte gestern den „Zauberlehrling“ in der Aula der Hauptschule.

zauberlehrling_presseFoto: Doro Siewert

Sie waren gekommen, um zu zaubern: Die 26 Mitglieder des Orchestervereins Hilgen zeigten gestern den „Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe in der Aula der Hauptschule.

Burscheid. „Besen, Besen, seid’s gewesen!“ Wie kann man solch einfachen Beschwörungsspruch vergessen! Bis die neugierige „Zauberschülerin“ (eigentlich Konzertpädagogin) Annette Willuweit das Drama mit den ungehorsamen Besen miterlebte, erzählte sie zuerst die aufregende Geschichte ihrer Reise mit den verschiedenen Abenteuern. Etwa 200 Kinder und Erwachsene hörten sehr gespannt zu. Was als Langzeit-Projekt vom Jugendorchester und dem Orchesterverein durchgeführt wurde, erklang am Sonntag in der Aula der Hauptschule.

Ganz auf die jungen Zuschauer eingestellt, stieg die Moderatorin sofort in einen lebendigen Dialog mit ihnen ein. Mit einem „Hokuspokus-Zauber“ ließ sie die mitwirkenden Instrumente in die Höhe schweben (in den Händen der Musikanten) und stellte jedes Orchesterteil für alle im Saal deutlich sichtbar vor. Die Handlung verpackte sie in eine fantasievolle Story.

Ihr Besuch in der Zauberschule des Harry Potter bekam seine musikalische Gestalt durch das Junior-Orchester unter der „Zaubermeisterin“ Heike Wendt. Die einzelnen Ton-Malereien des Komponisten Michael Story waren eine der differenziertesten Musikarrangements, die die jungen Bläser bisher meisterten.

Mit leichter Hand entwickelte die Pädagogin Willuweit den Fortgang der Geschichte. Das originelle Haus der russischen Hexe Baba Jaga konnte sie zum Glück verlassen, ohne gebraten zu werden. Zu diesem aufregenden Geschehen intonierte der Orchesterverein unter Uli Haas die Komposition des Anatoli Liadov. In der Besetzung wurden zusätzlich das große Kontra-Fagott und die Bass-Klarinette vorgestellt.

Von ihrer unglaublichsten Zeit vor dem Fenster des großen Zauberschlosses war die fiktive Begegnung der Reisenden mit dem Dichter der Ballade „der Zauberlehrling“ - mit Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichterfürst schenkte ihr sogar das neue Gedicht über die blamable Geschichte des ungehorsamen Lehrlings. Natürlich hatte die Erzählerin das wertvolle Blatt mitgebracht und las die Strophen mit schauspielerischen Gesten vor.

Die einzelnen Szenen setzten die Musiker in passende Tonpassagen um – mal wuchtig, mal aufgeregt. Mit ein wenig Fantasie erstanden verzauberte Besen mit all ihren Eigenarten.

Nach einer Stunde intensiven Zuhörens bewunderten die Besucher die ausgestellten Blasinstrumente der Werkstatt WoodNBrass aus Viersen. Wolfgang Steinborn kennt Uli Haas als langjährigen Kunden und kam gerne der Bitte nach, die gold- oder silberfarbenen Blasinstrumente auszustellen. Besonders die roten, blauen, gelben und schwarzen zogen die Kinder an, obwohl diese nur aus Plastik waren. Steinborn könnte sich vorstellen, solche „hautnahe“Musik öfter zu organisieren.

 
 

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