Monat: Februar 2015

Konzert in Opladen: Von Gesellschaft und Geselligkeit

Am Samstag, den 21. März um 20 Uhr in der Festhalle Opladen präsentiert sich der Orchesterverein Hilgen 1912 e.V. (OVH) mit rund 70 Bläsern erstmals in einem großen sinfonischen Konzert unter Leitung des neuen Chefdirigenten Timor Chadik. Neben zwei gesellschaftspolitisch motivierten Kompositionen stehen die Werke auf dem Programm, mit denen das sinfonische Blasorchester auch im Herbst beim – seit Jahrzehnten siegreich bestrittenen – Landesorchesterwettbewerb antreten wird.

Gesellschaftspolitisches Engagement in der Musik

Die erste Konzerthälfte widmet sich zwei in den 90-er Jahren entstandenen Werken des amerikanischen Komponisten Mark Camphouse (*1954): „A Movement for Rosa“ erhebt Anklage gegen die rassistische US-Gesellschaft, indem es Leben und Wirken der afroamerikanischen Rosa Parks ehrt. Parks gab 1955 während einer Busfahrt ihren Sitzplatz nicht für einen Weißen frei – und wurde hierfür inhaftiert. Sie gilt mit ihrer mutigen Tat als ein Auslöser für die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA. So wird die Parks Leben beschreibende Komposition auch immer wieder durchbrochen von Motiven der bekannten Hymne „We shall overcome“, dem zentralen Protestlied der Anti-Apartheid-Bewegung.

Auch mit seinem Werk „Watchman, tell us of the night“ greift Camphouse einen gesellschaftlichen Missstand auf, indem er auf die erschreckende Verbreitung und Heftigkeit jeglicher Form von Kindesmisshandlung reagiert und ihre Auswirkungen auf die Opfer in seiner musikalischen Arbeit thematisiert. Mit dieser Komposition gedenkt er der seelischen Not und Einsamkeit der Opfer, verbindet im Notentext die Hoffnung auf Heilung der Wunden mit dem immer wieder aufbrechenden alptraumhaften Erleben und Erinnern.

Trinkgelage und große Sinfonie

Unbeschwerter und wilder zeigt sich die zweite Konzerthälfte mit zwei ebenfalls aus den 90-er Jahren stammenden Werken: Die „Bacchanale“ des in der sinfonischen Blasmusik sehr etablierten deutschen Komponisten Rolf Rudin (*1961) führt die Zuhörer durch ein rauschendes Fest (Bacchus = antiker Gott des Weines). Das – musikalische – Trinkgelage bringt die Besetzungsform des sinfonischen Blasorchesters mit all seinen rhythmischen und klanglichen Möglichkeiten beeindruckend zur Geltung. Die ausgelassen bis ekstatische Stimmungskurve mündet in einen harmonischen, ruhigen, fast introvertierten Schluss: Morgendämmerung über den glücklich erschöpften Partygästen.

Ganz im Gegensatz zu den vorausgehenden Kompositionen mit stark thematischem Bezug endet das Konzert mit einem Stück „absoluter“ Musik, also frei von jeglicher Botschaft oder auch nur der Vorgabe von Assoziationen – das Erleben bleibt rein den Hörer/innen überlassen. Für den Amerikaner Alfred Reed (1921-2005) ist seine 1992 entstandene „Fourth Symphony“ ein Stück ohne Geschichte, Bilder oder auch nur stimmungsbeschreibender Worte. Und für Publikum und Orchester ist sie ein zentrales Werk der Blasorchesterliteratur.